Das Instrument mit dem himmlischen Klang
Die Celesta (vom französischen „cèleste“ für „himmlisch“) ist ein Idiophon und gleicht als Tasteninstrument äußerlich einem Klavier. In der Musikliteratur sind leider oft irreführende und teilweise auch falsche Darstellungen der Celesta, ihrer Entstehungsgeschichte und vor allem ihrer Klangerzeugung zu finden. Sogar die sogenannten klassischen Referenzwerke sind hier oft unkorrekt.
Hier die wichtigsten Fakten über die Celesta im Überblick:
- Die Celesta wurde im Jahr 1886 von Victor Mustel in Paris erfunden und von ihm beim dortigen Patentamt auch im selben Jahr patentiert. In diesem Patent ist der Name Celesta festgelegt, den sich Victor Mustel eigens für dieses neue Musikinstrument ausgedacht hatte.
- Der unverwechselbare Klang des Instruments wird durch seine ganz besondere Mechanik erzeugt: Durch Tastendruck wird ein Filzhammer ausgelöst, der von oben auf eine Klangplatte aus Stahl schlägt. Unter der Klangplatte befindet sich ein Resonator aus Holz.
- Schiedmayer fertigt bereits seit 1890 Celesten. Seit 1975 baut Schiedmayer die Celesta als einziger Hersteller weltweit nach den Vorgaben des Erfinders.
Die Geschichte der Celesta
Vorformen – erste Schritte
Eine Vorform der Celesta wurde bereits 1788 von dem Iren Charles Glagetti erfunden. Sein Instrument „Aiuton“ brachte einen sehr „süßen“ und weichen Ton hervor. Das experimentelle Instrument bestand aus einem hohlen Holzkasten, in dem eine Reihe von Stimmgabeln von Hämmerchen angeschlagen wurden. Diese Hämmerchen wurden mit Tasten betätigt.
1866 konstruierte Victor Mustel – der spätere Erfinder der Celesta – das Typophone, ein Stimmgabelklavier, welches dem Klang der späteren Celesta wohl ähnlich war, aber durch sein geringeres Klangvolumen nicht überzeugen konnte. Es war von der Klangerzeugung dem ungefähr zur selben Zeit entstandenen schottischen „Dulcitone“ wohl sehr ähnlich.
Erfindung und erste Erfolge
1853 eröffnete Victor Mustel, Harmonium- und Orgelbauer, in Paris ein eigenes Atelier und widmete sich zuerst dem Bau von Harmoniums höchster Qualität. 1886 erfand Victor Mustel die Célesta, auch Celeste, welche er auch in demselben Jahr patentieren ließ. Die Celesta Nr. 1, ein Orchestermodell, wurde zum ersten Mal auf der Weltausstellung in Paris 1889 der Öffentlichkeit präsentiert. Das Instrument wurde mit dem Preis „Grand Prix de l’Exposition Universelle de Paris 1889“ ausgezeichnet und Victor Mustel bekam den Orden „Chevalier de la Légion d’Honneur“ verliehen.
Durchbruch und Reaktionen
Auf seiner Reise zur Einweihung der Carnegie Hall in New York im Jahre 1891 nutzte Tschaikowski einen Zwischenstopp in Paris, um Victor Mustel zu besuchen und den Klang des Instruments persönlich zu erfahren. Tschaikowski war vom einzigartigen Klang der Celesta fasziniert und bestellte sofort ein Instrument.
Als Teil seiner Nussknacker-Suite komponierte Tschaikowski den Tanz der Zuckerfee mit dem weltberühmten Solopart für die Celesta. Die Weltpremiere dieses Balletts im Mariinsky Theater in St. Petersburg im Dezember 1892 bedeutet den internationalen Durchbruch des Instruments.
Bereits 1890 produzierte J & P Schiedmayer (später Schiedmayer Pianofortefabrik) die erste Celesta in Deutschland nach den Vorgaben und dem Patent des Erfinders. Die Firma Mustel selbst stellte die Produktion 1975 ein. Alle anderen Celestabauer wie Morley (England) oder Simone Bros (USA) haben bereits vor Jahrzehnten ihre Celesta-Produktion eingestellt.
Bauweise und Klangerzeugung
Der Aufbau
Die Celesta erinnert äußerlich an ein Klavier und besitzt ein dafür charakteristisches Gehäuse, eine Klaviatur und ein einzelnes Pedal. Im Gehäuse befindet sich die einzigartige Mechanik mit den Filzhammern, den Platten aus speziellem Klang-Stahl sowie die Holzresonatoren.
Mustel dazu in seinem Original Patent:
„Die beigefügte Zeichnung lässt gut die charakteristischen Bauteile des Systems erkennen, Abbildung 1 ist ein senkrechter Schnitt in einer Ebene, die durch die Taste, den Echappement-Mechanismus und den Hammer führt, während Abbildung 2 einen Querschnitt des Resonators zeigt, der die 2 schwingenden Metallplatten trägt. Der Ton entsteht durch eine Reihe von Metallplatten (A und B), die durch Aufprall des Hammers (C) in Schwingung geraten, wie beim Piano, die Anordnung ist jedoch sehr speziell, da der Anschlag nicht vertikal, wie beim Klavier mit vertikalen Saiten, oder von unten, wie beim Flügel, erfolgt, sondern von oben, wie es die beigefügte Zeichnung erkennen lässt.“
Klangerzeugung nach Victor Mustel
Die Einzigartigkeit dieses Instruments ist in der Art der Tonerzeugung zu finden.
- Durch Tastendruck wird der Filzhammer ausgelöst.
- Der Filzhammer schlägt von oben auf die Klangplatte aus Stahl.
- Unter der Klangplatte befindet sich der Resonator aus Holz.
Nur diese Mechanik bzw. Klangerzeugung kann den bekannten, einzigartigen Celesta-Klang erzeugen. In seinem Patent weist Victor Mustel deshalb ausdrücklich darauf hin, dass sich die Celesta-Mechanik elementar von einer Klavier-Mechanik (die Hämmer schlagen die Saiten von der Seite an) oder einer Flügel-Mechanik (die Hämmer schlagen die Saiten von unten an) unterscheidet.
Das Original-Patent mit der Nummer 176.530 befindet sich im Institut National de la Proprieté (inpi), Paris. Eine Kopie befindet sich im Besitz der Schiedmayer Celesta GmbH.
Technische Besonderheiten
Der Pianist bzw. Celestist spielt auf einer Klaviatur wie bei einem normalen Klavier. Die Holzresonatoren sind auf die jeweiligen Grundtöne abgestimmt und verstärken den Grundton und Nachklang der jeweiligen Klangplatten. Das ermöglicht auch den besonders warmen Ton in den tiefen Lagen.
Da die Klangplatten und Resonatoren mit zunehmender Tontiefe auch zunehmend größer werden, sind diese untereinander bzw. versetzt zueinander angeordnet. Wichtig dabei: für einen homogenen Klang sind die Töne mit steigender bzw. absteigender Tonhöhe abwechselnd auf der unteren und oberen Ebene verteilt und folgen dabei keinem chromatischen System (keine Aufteilung nach dem Muster „tiefe Töne unten – hohe Töne oben).
Für ein noch wärmeres Klangbild und ein größeres Klangvolumen, vor allem für große Konzertsäle, hat Schiedmayer das Modell Studio mit 5 1/2 Oktaven mit nebeneinander liegenden Klangeinheiten und einem breiteren Klangkörper entwickelt.
Unterschied zum Tastenglockenspiel
Bei einem Tastenglockenspiel kommen harte Schlägel aus Metall zum Einsatz. Dadurch entsteht ein metallischerer und weniger weicher Klang. Bei der Celesta hingegen erzeugen Filzhämmer den viel wärmeren Ton. Einen weiteren großen Unterschied stellt der Tonumfang dar. Eine Celesta mit bis zu 5 1/2 Oktaven hat im Gegensatz zum Tastenglockenspiel (auch Klaviaturglockenspiel) mit seinen 3 1/2 Oktaven gerade in der Tiefe mehr Umfang und Klangvolumen – ermöglicht und verstärkt durch die Resonatoren und die weichere Anschlagsart.
Notation und Tonumfang
Die Celesta ist ein transponierendes Instrument, das eine Oktave höher klingt, als es notiert wird – meist wie ein Klavier mit Violin- und Bassschlüssel oder zwei Violinschlüsseln.
Das erste Modell von Victor Mustel hatte 4 Oktaven. (c1-c5)
Den Standard setzt heute Schiedmayer mit 3 unterschiedlich großen Instrumenten (4 – 5 1/2 Oktaven) für den individuellen Bedarf und einer innovativen Erweiterung, der Einbau-Celesta für Kirchenorgeln.
Andere Hersteller
Schiedmayer ist heute der weltweit einzige Hersteller der Celesta nach der einzigartigen Mechanik von Victor Mustel.
Es gibt Tastenglockenspiele anderer Hersteller (Yamaha und Kolberg), die eine Flügelmechanik (Klangplatten werden von unten angeschlagen) benutzen. Damit können diese Instrumente jedoch nicht als Celesta bezeichnet werden, was aber fälschlicher- und irreführenderweise getan wird.
Bauartbedingt entfalten Instrumente mit derartiger Klavier-/Flügelmechanik nicht den typischen und einzigartigen Celesta Klang nach den Vorgaben des Erfinders Victor Mustel. Schiedmayer nutzt für seine Instrumente zwar eine Klaviatur mit Standard-Flügelteilung (für eine verbesserte Spielbarkeit), aber keine Flügelmechanik.
Andere Hersteller des Musikinstruments, die im Laufe des letzten Jahrhunderts die Produktion einstellten:
- Mustel (Paris, France)
- Simone Bros. Celeste MFGS. (Philadelphia/New York, USA)
- Morley (England)
- Helmes (New York, USA)
Johann David Schiedmayer (1753-1805)
Verwendung und Literatur
Orchester
Noch heute findet man die Celesta vor allem in Orchestern, vermehrt aber auch in der Pop- und Filmmusik. Als Doppelnatur gehört das Musikinstrument aufgrund der Tonerzeugung zu den Schlaginstrumenten, mit der Spielweise auf der Klaviatur jedoch auch zu den Tasteninstrumenten und wird daher normalerweise von einem Pianisten gespielt.
1888 verwendet Ernest Chausson erstmals in seiner Bühnenmusik „La Tempête“ die Celesta in einer kammermusikalischen Besetzung. 1891 setzte Pjotr Iljitsch Tschaikowsky das Instrument bereits in der symphonischen Ballade „Der Wojewode“ ein, bevor er es ein Jahr später mit der Ballettmusik zu „Der Nussknacker“ berühmt machte.
Daraufhin erkannten viele große Komponisten die klanglichen Möglichkeiten des Musikinstruments und es wurde schnell ein fester Bestandteil der Konzertlandschaft.
Maurice Ravel verwendete es in seinem noch heute weltbekannten „Bolero“, Claude Debussy z.B. in seinem Quintet „Chansons de Bilitis“ und Gustav Mahler unter anderem in seiner 6. Sinfonie, in „Das Lied von der Erde“ oder in „Kindertotenlieder“. Gustav Holst setzte die Celesta 1918 für sein berühmtes Werk „Die Planeten“ im finalen Satz „Neptun, der Mystiker“ ein.
Bèla Bartók verschaffte dem Instrument eine unsterbliche Bühne mit dem 1936 entstandenen Werk „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“. Auch Komponisten wie George Gershwin, Dimitri Shostakovich oder Carl Orff in seiner „Carmina Burana“ wussten die aussergewöhnlichen Klangeigenschaften zu schätzen.
Wasser, Licht und Zauberei
Viele Komponisten verwendeten und verwenden die Celesta um den Klang des Wassers, des Lichts oder mystischen und magischen darzustellen. Als Maurice Ravel ein Klavierstück für Orchester arrangierte, setzte er die Celesta ein, um dem glitzernden Licht auf den Wellen des Meeres einen Klang zu geben (das Stück heißt „Une Barque sur l’ocean“). Auch Richard Strauss verwendete das Instrument in seinem Werk „Eine Alpensinfonie“ um ähnliche Elemente klanglich darzustellen.
In der Oper
In der Oper fand die Celesta ebenfalls sehr schnell einen festen Platz. Ob in Puccini’s „Tosca“ von 1900, Maruice Ravel’s „L’heure espagnole“ oder Benjamin Britten’s „Ein Sommernachtstraum“ von 1945. Zu weiteren bekannten Parts verhalf z.B. Richard Strauss mit „Ariadne auf Naxos“ 1912, in „Die Frau ohne Schatten“ (1918) und besonders in seiner Oper „Der Rosenkavalier“ bei der Überreichung der silbernen Rose.
Außerdem werden heute auch oft schwierige Glockenspielparts auf der Celesta gespielt, die ursprünglich für Glockenspiel komponiert wurden. So zum Beispiel ein Part aus Mozarts „Die Zauberflöte“ oder in Olivier Messiaens „Oiseaux exotiques“.
Verwendung im Jazz
Earl Hines war wohl der Erste, der die Celesta 1928 als alternatives Instrument zum Klavier im Jazz einsetzte. Seit Fats Waller das Instrument bekannt machte, in dem er in den 30er Jahren gleichzeitig mit der rechten Hand am Klavier und mit der linken Hand an der Celesta spielte, gab es viele Jazz-Pianisten wie Keith Jarrett, Willie „The Lion“ Smith, oder Duke Ellington, die den neuartigen Klang in ihre Musik einfließen ließen. Besonders mit Songs von Frank Sinatra wie „I’ll Never Smile Again“ oder „Close to You“ und den Songs von Louis Armstrong wie „Basin Street Blues“ oder „Someday You’ll Be Sorry“ setzte sich das Instrument auch in diesem Bereich durch.
Rock & Pop
Auch in der Popmusik findet die Celesta immer mehr Anklag. So schmückte sie unter anderem bereits mehrmals Parts in der Musik der Beatles oder bei Pink Floyd. Zu den berühmtesten Songs gehören sicherlich „Baby It’s You“ von den Beatles, „She’s a Rainbow“ von den Rolling Stones, „Girl Don’t Tell Me“ von den Beach Boys und „Mother“ von Pink Floyd“. Inzwischen hält das Musikinstrument auch Einzug in Musicals, in Werbespots und ist wegen des glockenhaften Klangs generell sehr beliebt in diversen Weihnachtsliedern.
Der Einzug in die Kinosäle
Durch die magische Musik der Harry Potter Filme bekam der Klang der Celesta einmal mehr eine große Bühne. Jeder kennt die auf der Celesta gespielte Melodie von „Hedwig’s Theme“ und die Musik, welche John Williams für die Filme komponierte. John Williams war von dem Instrument so begeistert, dass er es in vielen weiteren berühmten Filmen einsetzte – wenn auch nicht so prominent wie in Harry Potter. Zu seinen Soundtracks mit dem „himmlischen“ Instrument gehören „Star Wars“, „E.T.“ oder „Kevin – Allein zu Haus“. Aber auch andere Komponisten setzten das Instrument mehr oder weniger Prominent in Soundtracks ein. Auch mit der Musik zu „La La Land“ verzauberte das Instrument die Kinobesucher.
Die Schiedmayer Celesten
Handwerk aus Liebe zur Musik
Schon im Jahre 1890 begann Schiedmayer mit der Herstellung der Celesta und hat seitdem das Instrument ständig verbessert und weiterentwickelt. Die Qualität der Schiedmayer Instrumente ist weltweit bekannt und das Ergebnis eines Zusammenspiels von fachkundiger und leidenschaftlicher Handwerkskunst verbunden mit jahrhundertelanger Erfahrung im Tasteninstrumentenbau.
Resonatoren aus deutscher Buche
Bei Mustels Instrumenten waren immer mehrere Klangplatten einem Resonator zugeordnet. Um einen stärkeren und besseren Klang zu erzielen, stattet Schiedmayer jede Klangplatte mit eigenem Resonator aus. Der Resonator ist der eigentliche Tonträger in der Celesta. Er ist aus hartem, lange abgelagertem Buchenholz gefertigt, und somit Garant für die exzellente Tragfähigkeit des Tones.
Platten aus besonderem Klangstahl
Der nach unseren Bedürfnissen eigens angefertigte Klang-Stahl wird genauestens auf Länge und Dicke gearbeitet, um damit den unverwechselbaren Celesta-Klang unserer Instrumente zu erreichen. Die Standardstimmung ist 442 Hz. Alle Instrumente sind auch in anderen Tonhöhen lieferbar.
Spielart und Klanggestaltung
Ältere Instrumente mit kürzeren Tasten und deswegen schwergängiger Spielart bereiteten den Pianisten bzw. Celestisten nicht immer große Spielfreude. Seit 1996 verwendet Schiedmayer für alle Instrumente eine Klaviatur mit normalen Tastenlängen. Dadurch wird eine sehr leichte Spielart sowie eine nuancenreichere Klanggestaltung gewährleistet.
Pedal
Das Celestapedal hat die gleiche Funktion wie das rechte Klavierpedal (Haltepedal – Pedaldruck hebt die Dämpfung und lässt die Töne nachklingen). Bei älteren Celestas war das Pedal in der Mitte des Instruments platziert – eine für den Pianisten ungewohnte Position. Schiedmayer hat deshalb das Pedal an die gewohnte Position rechts von der Mitte versetzt.
Das Celesta Video
In diesem Video wird die Entstehungsgeschichte und Klangerzeugung der Celesta anschaulich erklärt. Außerdem gibt das Video tiefe Einblicke in die Prozesse der Celestaherstellung und in die damit verbundene hohe handwerkliche Kunst und Tradition.
Erfolgsgeschichten
Fazit und Kundenstimmen
Wir möchten an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass eine andere Mechanik bei der Tonerzeugung NICHT den charakteristischen Celesta-Klang erzeugt. Andere Hersteller wie Yamaha oder Kolberg verwenden trotzdem fälschlicher und irreführender Weise den Namen „Celesta“ für ihre Tastenglockenspiele. Das Feedback unserer Kunden aus der ganzen Welt spricht für sich.