Laudatio von Dr. Fabian Mayer

Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin Aras,
sehr geehrte Frau Dr. Hecht-Zeiler, sehr geehrter Herr Dr. Köhler,
sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderats und des Bezirksbeirats,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,

ich freue mich sehr, Sie alle hier am neu benannten Johann-Lorenz-Schiedmayer-Platz begrüßen zu dürfen. Besonders heiße ich auch Elianne Schiedmayer willkommen, die geschäftsführende Gesellschafterin der Firma Schiedmayer-Celesta und der Firma Schiedmayer & Soehne Pianofortefabrik GmbH & Co. KG, und die Landtagsabgeordnete Barbara Saebel, Sprecherin für Denkmalschutz und Kulturerbe, die der Stadt die Benennung dieses Platzes vorgeschlagen hat.

Diese Einweihung ist aus mehreren Gründen etwas ungewöhnlich. Zunächst einmal wegen der großen Zahl an Teilnehmenden – das haben wir nicht so oft. Außerdem befindet sich die Fläche des Platzes nicht wie sonst üblich im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart, sondern gehört dem Land Baden-Württemberg. Herzlichen Dank für Ihr Einverständnis und die Zustimmung der angrenzenden Institutionen Haus der Abgeordneten, Haus der Geschichte und Hochschule für Musik und Darstellende Kunst – ohne Sie wäre die Realisierung des Vorschlags nicht möglich gewesen.

Ungewöhnlich ist auch, dass der Firma Schiedmayer auf diesem Gelände bereits vor etlichen Jahren eine Ehrung zuteilwurde allerdings ist sie nur aus der Vogelperspektive zu erkennen. Das Haus der Geschichte wurde von dem Architekten James Stirling in Form eines Flügels gebaut und erinnert damit an die Geschichte des Klavierbaus, an die Schiedmayer Fabriken hier vor Ort.

Seit 1735 ist die Familie Schiedmayer in der Herstellung von Tasteninstrumenten tätig. Die Kunst des Instrumentenbaus wurde jeweils von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Familienbetrieb zu einem der führenden Hersteller von Klavieren, Harmoniums und Celesten im süddeutschen Raum und genießt bis heute einen hervorragenden Ruf – national und international.

Johann Lorenz Schiedmayer kam am 2. Dezember 1786 in Erlangen zur Welt. Das Klavierbauer-Handwerk erlernte er in der Werkstatt seines Vaters Johann David Schiedmayer in Nürnberg.Nach dessen Tod führte er den Betrieb mit erst 18 Jahren zunächst weiter, siedelte aber 1806 nach Wien um, um sich in der befreundeten Klaviermanufaktur Andreas und Nannette Streicher, geb. Stein weiterzubilden und zu arbeiten.

Dort traf er Carl Friedrich Dieudonné, mit dem er 1809 in dessen Heimatstadt Stuttgart floh als Wien von den Franzosen besetzt wurde. Beide besaßen kaum Geld und eröffneten zunächst in einem Gartenhaus in der Charlottenstr. 160, heute Nr. 4, bei einem Onkel von Dieudonné eine Klavierwerkstatt. Nach dem Verkauf des ersten Flügels mieteten sie an derselben Adresse zusätzliche Räumlichkeiten an und stellten vor allem Hammerflügel und Tafelklaviere mit englischer Mechanik her. Rasch erarbeitete sich ihr Betrieb auch beim Hochadel einen guten Ruf und wurde über die Region hinaus bekannt. Auch diese Räumlichkeiten reichten wegen des großen Erfolgs bald nicht mehr aus.

1819 richteten die beiden Klavierbauer einen Antrag wegen der Überlassung eines Grundstücks in der Neckar Strasse (heute Konrad-Adenauer-Strasse) an den König Wilhelm I. Der Hofbaumeister Nikolaus von Thouret wurde dann beauftragt, hier eine Fabrik mit einem Wohnhaus zu bauen. Bereits 1821 waren die Gebäude fertig. Bereits zu dieser Zeit wurden Instrumente auch ins Ausland geliefert 1825 verstarb Carl Dieudonné und Johann Lorenz Schiedmayer führte das Unternehmen dann alleine weiter. Mit der neuen Fabrik war er der ersten Arbeitgeber in Stuttgart, der mit einer industriellen Fertigung begann.

Er war sich aber auch seiner Verantwortung gegenüber seinen Beschäftigten bewusst und richtete sowohl eine Krankenversicherung als auch eine Sterbekasse für sie ein. Johann

Lorenz Schiedmayer betreute und stimmte die Instrumente auch nach dem Verkauf bei seinen Kunden vor Ort.

1845 gründete er mit seinen ältesten Söhnen Adolf und Hermann die Firma Schiedmayer & Soehne.

Seine beiden jüngeren Söhne Julius und Paul lernten den Klavierbau bei ihrem Vater und wurden danach in Paris im Harmoniumbau ausgebildet.

Dort lernten sie auch Victor Mustel, den Erfinder der Celesta-Mechanik, kennen. Zurück in Stuttgart gründeten sie direkt neben dem väterlichen Unternehmen ihre eigene Fabrik in der Neckarstraße 12, eine der ersten Fabriken zur Herstellung von Harmoniums in Deutschland.

In Stuttgart‘s wirtschaftlichem und kulturellem Leben spielte Johann Lorenz Schiedmayer eine bedeutende Rolle.

Auch deutschlandweit wurde er als Mäzen geschätzt. Er gehört zu den 22 Gründern der Musikschule und der Musikhochschule. Ihnen stellte er in seiner Fabrik kostenlos Räumlichkeiten zur Verfügung. Öffentliche Auftritte fanden dort ebenfalls regelmäßig statt, an denen teilweise auch das damalige Kronprinzenpaar teilnahm. Im Hause Schiedmayer verkehrten viele berühmte Musiker wie Frederic Chopin, Clara Schumann, Franz Liszt, Richard Wagner und Richard Strauß. Friedrich Silcher wohnte sogar zwei Jahre lang bei ihm.

Am 3. April 1860 starb Johann Lorenz Schiedmayer im Alter von 73 Jahren. Damit verlor auch die aufblühende Industrie im Königreich Württemberg eine treibende Kraft. Seinen Söhnen hinterließ er zwei industrielle Großbetriebe. Sein Grab auf dem Fangelsbachfriedhof steht heute unter Denkmalschutz.

Für seine Verdienste wurde er 1896 posthum in der Königlichen Zentrale für Gewerbe und Handel, dem heutigen Haus der Wirtschaft mit einem Relief gewürdigt

Bis Ende 1969 bestanden die Schiedmayer-Fabriken hier an dieser Stelle weiter. Durch Bomben wurden sie im zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und brannten zu 85% aus. Der Wiederaufbau der Pianofortefabriken an selber Stelle scheiterte an den Planungen zur Kulturmeile. 1969 bis 1980 wurden die Instrumente in Altbach gebaut.

Seit 1980 werden keine Klaviere mehr hergestellt. Stattdessen spezialisierte sich die Firma Schiedmayer auf die Celesta. Weltweit ist sie heute der einzige Hersteller dieses Instruments, das in Wendlingen gebaut wird.

Jetzt übergebe ich das Wort an Barbara Saebel und Elianne Schiedmayer, bevor wir im Anschluss das Straßenschild enthüllen.


Nun können wir zur Tat schreiten. Frau Schiedmayer Frau Saebel, Frau Aras, Frau Dr. Hecht-Zeiler, Herr Dr. Köhler ich würde mich freuen, wenn Sie mich bei diesem Akt unterstützen und mit aufs Pressefoto kommen würden.

Offizielle Einladung zur Einweihung des Johann-Lorenz-Schiedmayer-Platzes in Stuttgart

Ablauf der Veranstaltung

17:00 Uhr bis 17:40 Uhr: Enthüllung des Straßenschildes

  • Laudatio von Herrn Dr. Fabian Mayer, Erster Bürgermeister der Stadt Stuttgart
  • Rede von Frau Barbara Saebel, Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg, Sprecherin für
  • Denkmalschutz und kulturelles Erbe
  • Dankeswort von Frau Elianne Schiedmayer, Vorsitzende der Schiedmayer Stiftung
  • Enthüllung des Straßenschildes und Pressefotos

18:00 bis 18:30 Uhr: Sektempfang

  • Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, 8. OG – Wandelhalle (vor dem Orchesterprobenraum)
  • Aufzüge befinden sich im Erdgeschoss

18:45 Uhr bis 19:15 Uhr: Musikalische Umrahmung

  • Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, 8. OG – Orchesterprobenraum
  • Tobias Gaiser, Klavierbaumeister: Präsentation eines Hammerflügels von Johann Lorenz Schiedmayer, Baujahr 1830
  • Der Pianist Jens Barnieck und die Pianistin Franziska Stadler spielen auf dem Hammerflügel Stücke von Andreas Streicher, Fritz Gernsheim, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und Friedrich Silcher.

Info Info Johann Lorenz Schiedmayer

eine herausragende Persönlichkeit

Der Klavierfabrikant

Johann Lorenz Schiedmayer, geboren am 2. Dezember 1786 in Erlangen, Enkel des Gründers des Schiedmayer Familienunternehmens Balthasar Schiedmayer, und Sohn des kurfürstlichen Hofinstrumentenmachers und Klavierbauers Johann David Schiedmayer.

Johann Lorenz Schiedmayer war gerade 18 Jahre alt als sein Vater starb.

Er setzte zuerst die väterliche Werkstatt in Nürnberg fort, begab sich aber im selbes Jahr nach Wien zu Andreas Streicher und seiner Frau Nanette Streicher geb. Stein, Tochter des berühmten Clavier und Orgelbauers Andreas Stein- Augsburg. Dieser hatte schon Johann Lorenz Großvater Balthasar, sowie seinen Vater Johann David Schiedmayer gekannt. Letzterer hatte sogar einige Jahre bei Stein gearbeitet, bevor er sich in Nürnberg niederlies.

Andreas Streicher, gebürtiger Stuttgarter und Sohn eines früh verstorbenen Maurermeisters, wuchs im Stuttgarter Waisenhaus auf. Er war Schüler der Carlsschule, einer herausragenden, von Herzog Carl Eugen (1737-1793) gestifteten, wissenschaftlichen Einrichtung Stuttgarts. Dort lernte er Friedrich Schiller kennen. Die beiden flohen 1782 aus Stuttgart. 1794 heiratet Friedrich Streicher Nanette Stein in Wien.

Die Musikstadt Wien bot dem jungen Schiedmayer die Möglichkeit, seine Kenntnisse im Klavierbau zu erweitern und auch in der Streicher Manufaktur zu arbeiten. Er wusste später zu erzählen, dass er im Hause Streicher das Glück hatte, Beethoven spielen zu hören. Bei Streicher begegnete Johann Lorenz Schiedmayer den Stuttgarter Carl Dieudonné (1783-1825), seinen späteren Geschäftspartner. Der Vater von Carl Dieudonné war Absolvent der Hohen Carlsschule und brachte es bis zum Solotänzer am württembergischen Hoftheater in Stuttgart.

Im Kriegsjahr 1809 (Todesjahr Joseph Haydns), wurde Wien zum zweiten Mal von den Franzosen besetzt. Die beiden jungen Klavierbauer flohen nach Stuttgart, wo sie eine Klavierwerkstatt in einem kleinen Gartenhaus in der Charlottenstraße 160 (heute Nr. 4), eröffneten.

Die Anfänge in Stuttgart waren bescheiden. Die beiden Freunde hatten wenig Geld, sie erhielten aber Hilfe von dem Orgel-Instrumentenmacher Pfeiffer, einem Onkel von Dieudonné. Sie hatten Mut und ein professionelles Wissen aus Wien mitgebracht. Handwerkszeug liehen sie sich zunächst beim Onkel von Carl Dieudonné. Sofort wurde in dem kleinen Raum der Bau eines Flügels in Angriff genommen.

Dieses Instrument wurde für 500 Gulden (heute ca. 7.000,00 €) an den Banker Benedikt verkauft. Damit war das Fundament  für die Klavierwerkstatt gelegt. Weitere Räumlichkeiten wurden im selben Haus Nr. 160 in der Charlottenstraße gemietet.  Es wurden  hauptsächlich Hammerflügel und Tafelklaviere mit der englischen Mechanik  hergestellt.

Die Instrumente von Dieudonné und Schiedmayer waren alsbald sehr begehrt. Schon nach kurzer Zeit zählte auch der Hochadel zum Kundenkreis der Dieudonné und Schiedmayer Werkstatt.

Johann Lorenz heiratete Louise Catherine Rieß, Tochter eines Tübinger Stadtrats. Bald kamen die ersten zwei Kinder, Adolf (geb. 1819) und Hermann (geb. 1820), auf die Welt. Bei der exzellenten Auftragslage wurden die Räumlichkeiten in der Charlottenstraße bald zu eng. Es entstand der Wunsch nach einer eigenen und größeren Produktionsfläche. Ein passendes Grundstück wurde gesucht.

Die Tatsache, dass Dieudonné und Schiedmayer ihren Grundstücksüberlassungsantrag für ein neues Fabrik- und Wohngebäude im April 1819 direkt an König Wilhelm I. richteten, verweist darauf, welche wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung die Firma Dieudonné & Schiedmayer in den erst zehn Jahren ihres Bestehens in Württemberg gewonnen hatte. Der Antrag wurde innerhalb kürzester Zeit genehmigt. Der Architekt war der Hofbaumeister Nikolaus von Thouret (1767-1845), auch ein Student der Carlsschule. Im Oktober begannen die Bauarbeiten an der Neckarstraße 14-16, heute Konrad-Adenauer-Straße. Schon 1821 war es so weit. In seinem Werkstattbuch notiert Lorenz Schiedmayer: „Den 12 u. 13 April 1821 haben wir angefangen einzuziehen“.

Bereits 3 Jahre später wurde die Firma Dieudonné & Schiedmayer, in Zusammenhang mit der Präsentation ihrer Instrumente, auf der ersten württembergischen Landesgewerbeausstellung in Stuttgart geehrt. Die Firma erhielt die erste wichtige Auszeichnung – eine Goldmedaille. Zu dieser Zeit wurden Instrumente auch schon ins Ausland geliefert.

Auch im Jahr 1824 erschien die Broschüre:

 „Kurze Anleitung zu einer richtigen Kenntnis und Behandlung der Forte -Pianos in Beziehung auf das Spielen, Stimmen und Erhalten derselben, besonders derer, welche in der Werkstätte von Dieudonné und Schiedmayer verfertigt werden.“ (Reprint 1999)

Das Jahr 1825 markierte eine Zäsur im Leben von Johann Lorenz Schiedmayer.  Carl Dieudonné verstarb am 10. April im Alter von 41 Jahren. Johann Lorenz Schiedmayer führt das Unternehmen als alleiniger Inhaber unter der Firmierung Johann Lorenz Schiedmayer in Stuttgart, weiter.

Johann Lorenz Schiedmayer widmete seine ganze Schaffenskraft der Entwicklung des Pianofortes. Nach dem Verkauf betreute und stimmte Johann Lorenz Schiedmayer auch vor Ort die Instrumente bei seinen Kunden. Als einziger unter den für die württembergische Volkswirtschaft bedeutenden Klavierwerkstätten ging Schiedmayer schon 1845, also in einer für württembergische Verhältnisse bemerkenswert frühen Zeit, zum industriellen Maschinenbetrieb über. Zwei Dampfkessel und Holzbearbeitungsmaschinen lzbearbeitungsmaschinen wurden angeschafft.

Von seiner eigenen, nicht nachlassenden Innovationsfähigkeit zeugte 1851 das erste Patent auf eine neue Konstruktion der „Doppelmechanik“ für Klaviere.

Quantität und Qualität gingen bei der Fabrikation der Pianofortefabrik Schiedmayer & Soehne Hand in Hand. Für die Schiedmayer-Instrumente gab es in den folgenden Jahren viele Auszeichnungen bei verschiedenen Weltausstellungen.

Als die ältesten Söhne, Adolf und Hermann, in die Geschäftsleitung eintraten, kam es 1845 zur Umfirmierung in Schiedmayer & Soehne. Die Auszeichnungen, welche die Firma J. L. Schiedmayer & Soehne erhielt, sprechen für sich. 1845 wurde die Firma mit der Württembergischen Gewerblichen Medaille in Gold ausgezeichnet. J. L. Schiedmayer & Soehne machte sich durch seine tropenfesten und transportfähigen Instrumente einen Namen. Die Exportaktivitäten nach Kleinasien, Nordafrika und Ostindien vermehren sich. Für die Jahre 1859 bis 1860 registrierte J. L. Schiedmayer & Soehne Verkäufe unter anderem nach Quebec, Riga, St. Petersburg, Genua, Neapel, Neuchâtel, London, Edinburgh, Helsinki und Südamerika.

Nach der Ausbildung im Klavierbau bei ihrem Vater wurden Julius und Paul Schiedmayer nach Paris geschickt, um den Harmoniumbau bei dem Orgelbauer Debain zu erlernen. 1853 von Paris zurück, erhielten sie vom Vater ein eigenes Fabrikgebäude in der Neckarstraße 12. Es war eine der ersten Harmonium-Fabriken in Deutschland.

Johann Lorenz Schiedmayer starb am 3. April 1860 im Alter von 73 Jahren. Es war nicht nur für die Familie ein großer Verlust. Die aufblühende Industrie im Königreich Württemberg verlor eine treibende Kraft. Die Gründung einer Krankenversicherung und Sterbekasse für seine Mitarbeiter weisen ihn darüber hinaus als einen ausgesprochen verantwortungsvollen und sozial denken Unternehmer aus. Er hinterließ seinen Söhnen zwei Betriebe, denen eine Menge Auszeichnungen verdientermaßen verliehen wurden.

Die Zeitschrift für Instrumentenbau „Central-Organ für die Interessen der Fabrikation von Musikinstrumenten und des Handels“ nennt ihn 1881 den „Begründer der Klavierindustrie in Württemberg“. Der Klavierbau als wichtiger Wirtschaftszweig wurde zur württembergischen Landesindustrie. Der Erfolg von Schiedmayer & Soehne war Vorbild für Klavierbaufirmen in Stuttgart wie Dörner (später: Matthaes), Klinckerfuß, Lipp oder Pfeiffer. Gustav Maier merkt 1859 an: „Im Laufe der Jahre entstanden in Württemberg eine Menge anderer Fabrikanten von Klavierinstrumenten, teils von Schülern und Arbeitern Schiedmayer’s gegründet, teils seine Instrumente mit mehr oder weniger Variationen nachahmend.“

Sein Reliefbildnis ist an der Hausfassade der königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel, gebaut 1886 (heute: Haus der Wirtschaft in Stuttgart), angebracht. Eine große Ehrung, die nur 12 Württembergern zugeteilt wurde, die im 19. Jahrhundert zu den herausragenden Industriellen Württembergs gehörten. Sein Grab auf dem Fangelsbachfriedhof in Stuttgart steht unter Denkmalschutz.

Der Mäzen – Künstler-innen im Hause Schiedmayer

Johann Lorenz Schiedmayer war bekannt als Förderer Künstlerinnen und Künstlern.

Am 28. Dezember 1851 wandte sich etwa der namhafte Pianist, Komponist und Pädagoge Aloys Schmitt (1788-1866) aus Frankfurt  mit folgendem Anliegen an ihn:

„Sehr verehrter Herr Schiedmayer! Der Überbringer dieses – der 10jährige Fritz Gernsheim von hier – ist Ihnen hiermit als ein talentreicher Knabe bestens empfohlen, da sein ausgesprochenes Talent für die Musik – bei näherer Prüfung – nicht in Abrede zu stellen ist. Was Sie ihm Liebes und Gutes erweisen können, werde ich ansehen als es mir widerfahren“.

Aus dem Knaben wurde in der Folgezeit ein bekannter Komponist, der Johannes Brahms persönlich nahestand.

Berühmte Komponisten/innen, Pianisten/innen im 19. Jhd., zu Gast in Stuttgart und bei Schiedmayer, waren u.a. Franz Liszt, Clara Wiek Schuhmann, Robert Schumann, Pauline Viardot, Johannes Brahms, Hans von Bülow, Frederik Chopin, Franz Schubert, Felix Mendelssohn, Bartholdy, Nepomuk, Hummel, Conradin Kreuzer und Friedrich Silcher. Letzterer wohnte 1815-1817 im Hause des Pianofabrikanten Johann Schiedmayer in der Charlottenstraße 4, bevor er als erster Musikdirektor an die Eberhard-Karls-Universität Tübingen berufen wurde.

Im Hause Schiedmayer bis zum zweiten Weltkrieg fanden regelmäßig Konzerte in einem kleinen Konzertsaal statt.

Der Mitbegründer der Stuttgarter Musikschule und der Staatlischen Hochschule für Musik

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte es in Stuttgart bereits erste Versuche gegeben, musikalische Ausbildungsinstitute einzurichten. Am 17. März 1857 gründeten 22 namhafte Bürger Stuttgart die Musikschule für Laien und die Musikhochschule für professionelle in Stuttgart. Zu den Gründern gehörte auch Johann Lorenz Schiedmayer.

Aus dieser Initiative entstanden die heutige Stuttgarter Musikschule und die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Die erste öffentliche Aufführung der Musikschule fand im Hause Schiedmayer und Soehne in der Neckarstrasse statt. Anwesend war u.a. das damalige Kronprinzenpaar, Kronprinz Karl und seine Gemahlin Olga. Weitere  Veranstaltungen der Schule fanden immer wieder bei Schiedmayer statt. Schiedmayer stellte  auch der Musikschule bzw. der Musikhochschule  Räumlichkeiten für den Unterricht in seinen Gebäuden kostenlos zur Verfügung. Er ist insofern maßgeblich an der Entwicklung eines öffentlichen musikalischen Bildungswesens in Stuttgart beteiligt gewesen.

Elianne Schiedmayer
Schiedmayer Stiftung